Neben dem neuesten vierteljährlichen Brief finden Sie auf dieser Seite auch die Archive vergangener Briefe, die im PDF-Format (Acrobat) heruntergeladen werden können, die neuesten Besuchsberichte unseres Direktors und die externen Bewertungsberichte.
BRIEF AN DIE FREUNDE VON SCHWESTER EMMANUELLE
« Im Elendsviertel hatte ich manchmal den Eindruck, ihm ganz nahe zu sein, ihm, Christus, in der Begegnung mit meinen Brüdern und Schwestern, den in völliger Armut lebenden Müllsammlern ». (Schwester Emmanuelle)
Liebe Freundinnen, liebe Freunde,
Mein Besuch der Projekte der Vinzenzgemeinschaft in Juba im Oktober ist gut verlaufen trotz des an manchen Tagen angespannten Klimas: Der Prozess gegen Riek Machar (Vizepräsident und Oppositionschef während des Bürgerkriegs 2013-2018) war im Gange und da die ihm drohende Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe wahrscheinlich schien, durchsuchten die Soldaten, die lange ohne Sold geblieben waren, Häuser und Fahrzeuge nach Waffen.
Wie jedes Jahr traf ich Absolventen und Begünstigte unserer Projekte und konnte wieder die positive Auswirkung unserer Programme auf ihr tägliches Leben feststellen. Für den heurigen Weihnachtsbrief möchte ich mit Ihnen zwei dieser Treffen teilen und Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung danken.
Da ist einmal Rehab Ali, 30 Jahre.
Rehab kommt aus Omdurman (der Nachbarstadt von Khartum) im Sudan.
Ihr Mann arbeitete dort gelegentlich als Bauarbeiter.
2024 flohen sie mit ihren 5 Kindern vor dem Krieg, der in der Hauptstadt wütete, und lebten ein Jahr im Camp für sudanesische Flüchtlinge Gorom (26 km südöstlich von Juba), das vom UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge eingerichtet wurde.
Im August 2025 sind sie nach Lologo gezogen.
Eines Tages erfuhr sie von einer Bewohnerin des Elendsviertels, dass die Vinzenzgemeinschaft Verteilerinnen für die Eier aus der neu errichteten Hühnerfarm in Nyarjwa suchte und hat sie in Kontakt mit Charles gebracht, dem Verantwortlichen für die Einkommen generierenden Projekte.
Als ich sie traf, arbeitete sie seit einem Monat. Da sie anfangs keine Mittel hatte, die Eier zu kaufen, hatte ihr die Vinzenzgemeinschaft 5 Packungen zu je 30 Eiern gegeben, damit sie ihren Handel beginnen konnte.
Ihr Verkaufsstand ist ein kleiner mobiler Verschlag in Lologo.
Sie verkauft die Eier, die sie für 733 SSP (0,10 CHF) pro Stück erhält, um 1500 SSP (0,20CHF). Das Einkommen aus diesem Verkauf (15CHF pro Woche) erlaubt ihr, die Monatsmiete ihrer Unterkunft (150 000SSP, 20CHF) zu bezahlen und ihre Familie zu ernähren.
Ihr Mann versucht, gelegentlich Arbeit am Bau zu finden.
Ich habe auch Clara Poni Adelino, 35 Jahre, getroffen.
Clara wohnt in Lologo. Sie hat 2014 ihre Grundschulausbildung beendet, und da kein Geld für eine weitere Schullaufbahn vorhanden war, ließ sie sich vor zehn Jahren im Berufsbildungszentrum zur Schneiderin ausbilden.
Seither arbeitet sie zu Hause und bietet ihre Arbeit den Bewohnern des Viertels an. 2018 heiratete sie. Ihr Mann lebt in Torit, 200 km von Juba entfernt. Sie lebt allein mit ihrem Kind. Von 2019 bis 2021 war sie im Team Konfektion der Einkommen generierenden Projekte.
Ende 2024 hörte sie von der Möglichkeit eines Mikrokredits der Vinzenzgemeinschaft, zögerte aber, sich zu bewerben, da sie fürchtete, den Kredit nicht zurück zahlen zu können. Schließlich hat sie eine Million SSP (137CHF) ausgeliehen, und als ich sie traf, 90% davon bereits zurück gezahlt.
Die geliehene Summe ermöglichte ihr, einen Zubau mit Blechdach vor ihrem Haus zu errichten.
Zuvor hatte sie unter einem Baum gearbeitet und musste sich bei Regen in ihr bescheidenes Haus zurückziehen. Sie konnte auch verschiedene Stoffe kaufen.
Im Jänner/Februar hat sie vor allem Schuluniformen für die Schüler der Schulen in Lologo genäht, darunter für die Volksschule St Vincent. Das brachte ihr etwa 110CHF pro Monat ein.
Sie sagt, dass sie in den Herbstmonaten weniger verdient, etwa 20CHF pro Monat. Da die Zeit vor Weihnachten normalerweise lukrativer ist, hofft sie, den Kredit bis Jahresende zurückzahlen zu können.
Übrigens konnte ich feststellen, dass alle Projekte der Vinzenzgemeinschaft gut laufen.
450 junge Erwachsene (davon 41% Frauen, 48% mit maximal Grundschulbildung) besuchten die theoretischen und praktischen Kurse der neun angebotenen Fachrichtungen.
Die Auszubildenden im Bereich Gesundheitswesen stellten mir ein neues Programm ihres Kurses vor, das sich mit Ernährung beschäftigt.
Auch Jackson, der damit beauftragt ist, die jährliche Umfrage unter den Absolventen durchzuführen, hat ebenso gute Arbeit geleistet: Er hat 41% der Absolventen des Jahres 2024 befragt, das sind 218 Personen (dieser Jahrgang war besonders zahlreich).
Das Gästehaus, wo ich wohnte, bezieht den Strom aus Solarenergie, wie auch die Volksschule, die Büros und die Mehrzahl der Werkstätten. Das wird Einsparungen möglich machen und die Verwendung der Generatoren im Zentrum Lologo beschränken.
Das Restaurant (ein Einkommen generierendes Projekt, das im September 2024 begonnen wurde), hat seine Arbeit im März eingestellt: es stand in direkter Konkurrenz zu den beiden Restaurants am Eingang zum Zentrum, die von zwei Frauen mit etwa zehn Angestellten betrieben werden. Dieses Problem besteht für einige Einkommen generierende Projekte, wie auch bei der Konfektion: die verbesserte Eigenfinanzierung unseres Partners vor Ort geht auf Kosten der Nutznießer unseres Hilfsprogramms.
Der Bau des neuen Verwaltungsgebäudes erfolgte schnell: Am Ende meines Besuchs war das Erdgeschoss fast fertig gestellt.
Im Namen aller Teams vor Ort und der Hunderten von Nutznießern unserer Projekte danken wir im Voraus für Ihre Spenden und wünschen Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest!
Patrick Bittar
Direktor
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